Spatenstich bei Kaiserwetter
bauhaus100.de [NF, Juni 2019]
Es war Kaiserwetter, und ähnlich prominent waren die Reihen der Sprecher und Gäste auch besetzt, die dem Spatenstich zum neuen Bauhaus-Archiv am Berliner Landwehrkanal beiwohnten. Unter ihnen: der mehrfach preisgekrönte Architekt des ikonischen Neubaus, Volker Staab.

Feierlicher Baustart des Bauhaus-Archivs / Museum für Gestaltung in Berlin
Genau hundert Jahre nach der Gründung des Bauhauses bekommt die weltweit größte Sammlung originaler Dokumente und Exponate dieser legendären Bildungseinrichtung einen völlig neuen und äußerst zeitgemäßen Präsentationsraum. Das 1976 bis 1979 nach überarbeiteten Entwürfen von Walter Gropius errichtete Museum für Gestaltung wird dazu um ein unterirdisches Sockelbauwerk für die Sammlungspräsentation und einen schlanken Glasturm erweitert, der mit seinen rund 20 Metern transparenter Höhe das Zeug dazu hat, zu einem neuem Wahrzeichen der Stadt zu werden.
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Gleich zu Beginn der Veranstaltung überraschte die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, mit dem ganz persönlichen Anliegen, das Bauhaus-Archiv solle doch „wie die anderen zwei Bauhäuser“ – gemeint ist die Klasik Stiftung Weimar und die Stiftung Bauhaus Dessau – in die institutionelle Förderung durch den Bund aufgenommen werden.“ Ein Ball, den der Berliner Senator für Kultur und Europa, Klaus Lederer, in seiner anschließenden Rede dankbar aufnahm: „Liebe Frau Bundesministerin, die Worte zur Unterstützung des Bundes zur Dauerfinanzierung des Bauhaus-Archivs werden wir nicht vergessen.“

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Dass es sich bei dem neuen Bauhaus-Archiv nicht einfach um einen erweiterten Showroom für schöne Gestaltung handeln wird, machte Staatsministerin Grütters gleich im Anschluss klar. Die Bundesregierung verstehe das geplante Ensemble als „angemessenes Forum für die Auseinandersetzung mit den ästhetischen und sozialen Konzepten des Bauhauses im Herzen der Hauptstadt“. Architekt Volker Staab ergänzte wenig später: „Wir hoffen, dass es darüber hinaus auch eine Art Fixpunkt werden wird zum Diskurs für zeitgenössische Gestaltungsfragen.“

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Die große Herausforderung, unmittelbar neben einer architektonischen Ikone einen Neubau zu wagen, griff Staab in seiner aufgrund der großen Hitze bewusst kurz gehaltenen Einleitung ebenfalls auf: „Niemand sagte, dass es eine einfache Aufgabe werden würde, das Raumprogramm zu erweitern, die funktionalen Defizite zu beheben, aber um Gottes Willen nichts an der Qualität dieses Altbaus zu ändern. Ob uns diese Unmöglichkeit gelingen wird, können Sie in drei Jahren selbst überprüfen.“
Neben den Gästen und Sprechern aus Kultur und Politik waren auch Angehörige von Bauhäuslern und die Witwe des Archiv-Gründers Hans Maria Wingler anwesend. Im Anschluss an den Spatenstich lud das inzwischen mit einem „temporary” in der Charlottenburger Knesebeckstraße gastierende Bauhaus-Archiv zum Umtrunk in den leeren Altbau.

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Auf die Frage, ob das neue Gebäude den Geist des Bauhauses angemessen wiederspiegle, antwortete der 1926 in Dessau geborene Bauhaus-Spross Joost Siedhoff: „Und wie!“ Einen ganz persönlichen Veranstaltungstipp hatte der Sohn der Bauhausschülerin Alma Buscher-Siedhoff auch noch parat: Das Neue Museum in Nürnberg, ebenfalls ein Werk von Volker Staab.
„Das Haus hat eine phantatische Glasfront und einen wunderbaren Treppenturm, und neben dem Eingang gibt es eine große Glashalle, in der derzeit das ganze Spielzimmer meiner Mutter aufgebaut ist.“ Ein echter Last Minute Tipp: Die Ausstellung BAU[SPIEL]HAUS schließt am 16. Juni 2019.
