Bauhaus Museum Dessau

Das Bauhaus Museum Dessau entsteht zum 100. Gründungsjubiläums des Bauhaus und wird am 8. September 2019 eröffnet. Bisher war die Präsentation der wertvollen Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau im Bauhausgebäude nur eingeschränkt möglich. In dem neuen Museum entstehen erstmals geeignete Räumlichkeiten für eine umfassende öffentliche Präsentation.

Architektur

Das Bauhaus Museum Dessau ist ein Haus im Haus – ein schwebender Riegel aus Beton in einer gläsernen Hülle. Mit diesem Konzept überzeugten addenda architects Ende 2015 die Jury eines offenen internationalen Wettbewerbs. Der Entwurf des jungen Architekturbüros aus Barcelona war eine von 831 Einreichungen aus der ganzen Welt. Die Architektur zeichnet sich in Konzept und Ästhetik gleichermaßen durch Klarheit und Schlichtheit aus. Sie agiert zurückhaltend, aber dennoch überzeugend und geht in ihrer Formensprache ebenso kreativ mit der Gegenwart wie mit der Moderne um.
Im Zentrum von Dessau gelegen, bildet das Bauhaus Museum Dessau sowohl eine Grenze als auch eine Verbindung zwischen Stadt und Natur. Je nach Lichtverhältnis spiegelt sich die Umgebung unterschiedlich stark in der Glasfassade oder erlaubt Durchblicke. Auf der Stadtseite verstärkt sich die Beziehung zur Stadt, wenn sich die gegenüberliegenden Gebäude spiegeln. Auf der Parkseite verstärkt sich die Beziehung zur Natur, wenn sich die Bäume spiegeln. Betritt man das Gebäude erscheint jedoch alles offen und transparent.

Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Bauhaus Museum Dessau

Fakten

Bauherrin Stiftung Bauhaus Dessau
Architektur addenda architects (González Hinz Zabala), Barcelona
Funktion Ausstellungsflächen und Räume für Vermittlungsarbeit, Besucherservice, Shop, Lounge und Café
Ausstellungsfläche 2.100 m²
Gesamtkosten 28 Mio. Euro
Bauzeitraum 2016 bis 2019
Eröffnung 8. September 2019

Webseite

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Das Herzstück des Museums ist die Black Box im Obergeschoß. Sie ist ein aufgeständerter in sich geschlossener Kubus aus Stahlbeton. Konservatorisch begründet ohne Tageslicht bietet sie auf 1.500 Quadratmetern optimale klimatische Bedingungen für die Präsentation der empfindlichen Sammlungsobjekte. Sie ist circa 100 Meter lang, 18 Meter breit und schwebt fünf Meter über den Köpfen der Besucher.

Für die Konstruktion orientierten sich addenda architects am Brückenbau. Die Statik reizten sie soweit wie möglich aus. So liegt der Kubus lediglich auf zwei 50 Meter voneinander entfernten Treppenkernen auf. Stützende Säulen dazwischen gibt es nicht. Die beiden Enden kragen circa 18 Meter aus.

Darunter befinden sich auf der einen Seite im Norden die Kunstgutanlieferung sowie Büroräume und im Süden die Veranstaltungs- und Vermittlungsräume.
Zwischen den Treppenkernen befindet sich im Erdgeschoß die Offene Bühne. Ein flexibel nutzbarer, multifunktionaler Bereich mit Foyer, Ticketing, Café und Shop sowie auf 600 Quadratmetern Raum für Wechselausstellungen. Die Arbeiten Lichtspielhaus von Lucy Raven (Kunst am Bau) und Arena von Rita McBride bilden darin ein Forum für Tanz, Konzerte, Theater, Performances, Diskurse, Gespräche, Vorträge, Filmscreenings und Begegnungen.

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Die äußere Hülle bildet die vierseitig umlaufende Glasfassade. Sie umgibt Black Box und Offene Bühne und stellt diese – ähnlich einer Vitrine – wiederum als Ausstellungstück zur Schau. Gegliedert in ein 2,10 Meter breites Raster arbeiten addenda architects hier bewusst mit der Wiederholung – und verliehen ihrem Entwurf damit große Flexibilität. Während sich die Maße der Black Box aus der Vorgabe für die Größe der Ausstellungsfläche ergaben, standen die Außenmaße des Baus nicht von Beginn an fest. Entscheidend waren ökonomische Faktoren: Geld und Zeit. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wurde das Gebäude so groß wie möglich gebaut.
Im Ergebnis entstand innerhalb von nur knapp zweieinhalb Jahren ein 105 Meter langes, 25 Meter breites und 12 Meter hohes Gebäude. Verbaut wurden insgesamt 571 dreifachverglaste Scheiben, die Wärmeschutz, Sonnenschutz, Vogelschutz sowie Sicherheit bieten.

Interview mit Architekt Roberto González
Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Bauhaus Museum Dessau bei Nacht.

Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung

145.000 Mark für 148 Arbeiten von Bauhäusler*innen stellte die "Galerie am Sachsenplatz" in Leipzig der Stadt Dessau am 1.11.1976 in Rechnung. Von Keramik bis Möbel, es war eine bunte Mischung. Ausgestellt wurden die Objekte erstmals im Bauhausgebäude, das am 4.12.1976 zum 50. Jahrestag des Bauhauses als Wissenschaftlich Kulturelles Zentrum in der DDR wiedereröffnet wurde. Der Ankauf bildete das Fundament der heute über 49.000 Objekte zählenden Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau. Zum 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses empfängt dieses erste Konvolut die Besucher*innen des Bauhaus Museums Dessau.

Unter dem Titel Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung erzählt die Ausstellung im Bauhaus Museum Dessau die Geschichte der berühmten Schule in Dessau. Anhand originaler Möbel, Leuchten, Textilien und Werken der bildenden Kunst führt sie durch die Geschichte der Hochschule für Gestaltung als einen lebendigen Ort, an dem gelernt und gelehrt, künstlerisch experimentiert sowie an industriellen Prototypen gearbeitet wurde – und der bis heute unseren Alltag prägt. In thematischen Kapiteln zeigt sie, dass das Lehren, Gestalten und Bauen am Bauhaus der Veränderung, Verbesserung und Gestaltung der Gesellschaft dienen sollte.

Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung – Nordraum

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Nach dem Ersten Weltkrieg suchten die Bauhäusler*innen Ansätze, um das Leben neu und modern zu formen und zu gestalten. Ob Schrifttypen, Möbel, Textilien, Tapeten oder Architekturen, in Dessau entstand in dieser Zeit die heute für uns selbstverständlich gewordene Alltagskultur der Moderne. Ein Grund mehr, aus der Distanz von 100 Jahren die historischen Umstände, die Visionen und Konzepte, die Arbeitsweisen und Methoden, die Akteure und Netzwerke des Bauhauses anhand der Dinge zu vergegenwärtigen, die durch die Sammlungstätigkeit seit 1976 erhalten sind.
Gleichzeitig verknüpft die Ausstellung räumlich und inhaltlich die zahlreichen Bauhausbauten, die sich von Norden bis Süden wie ein roter Faden durch Dessau ziehen. Während die Besucher*innen des Bauhausgebäudes beispielsweise die Abläufe des Unterrichts und des Zusammenlebens der Bauhäusler*innen beim Begehen der Architektur nachvollziehen können, werden Ideen und Alltag, Klassen und Werkstätten, Lehrer und Schüler durch Skizzen, Fotos, Kunstwerke und Werkstattprodukte im Museum lebendig.

Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Exhibition Versuchsstätte Bauhaus. The Collection – Südraum

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Die Sammlungspräsentation ist eine Ausstellung in Bewegung. Zwischenspiele ermöglichen als temporäre Ausstellungen in der Ausstellung, die Versuchsstätte Bauhaus in regelmäßigem Wechsel zu erweitern und fortzuschreiben. Gezeigt werden hier neue Konvolute der Dessauer Sammlung oder Objekte, die keinen dauerhaften Platz im Museum erhalten haben. Auch Gast-Objekte internationaler Bauhaus-Sammlungen können präsentiert werden und in den Dialog mit der Dessauer Sammlung treten. Zudem sind die Zwischenspiele Experimentierraum für die Bauhaus Agenten, die hier Einblicke in ihre Projektarbeit mit Dessauer Schulen geben.

 

Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung – Horizont Fabrik

Glashaut und schwarze Box

Aus dem Magazin von bauhaus100.de

Roberto González, Anne Hinz, Arnau Sastre, Cecilia Rodriguez und José Zabala sind addenda architects. Gemeinsam zeichnen die fünf Architekt*innen für das Gebäude verantwortlich, in dem das Bauhaus Museum Dessau ab dem 8. September seine neue Heimat findet. Vorab hat das Quintett für Sie die Ideen zu Form und Material des Baus formuliert.

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Joachim Brohm
Detail der Glasfassade, Bauhaus Museum Dessau

Bauhaus-Museum Weimar

2019, wenn alle Welt die Gründung des Staatlichen Bauhauses vor 100 Jahren feiern wird, ist der 5. April das wichtigste Datum für Weimar und seine Gäste. An diesem Tag wird das Bauhaus-Museum Weimar nach dreijähriger Bauzeit eröffnen.

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Foto: Thomas Müller, Klassik Stiftung Weimar

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